Die Bergische Diakonie hat 2024 den initialen Kooperationsvertrag mit dem Wuppertaler Verein Pechpfoten gekündigt. Wie viele Menschen in der Region waren wir anfangs von der Idee begeistert. Doch heute ist klar: die Interessen eines Tierschutzvereins und unserer Diakonie lassen sich hier vor Ort nicht vereinbaren. Wir sehen uns daher gezwungen, das Projekt rückabzuwickeln und suchen dazu mit den Pechpfoten einen praktikablen Weg, ohne dass sich die Gerichte über die kommenden Jahre mit dem Thema beschäftigen müssen. Denn damit ist weder dem Tierschutz noch der Bergischen Diakonie gedient.
Der Bergischen Diakonie ist bewusst, dass diese Entscheidung viele ehrenamtliche Helfer und tierliebende Menschen im Bergischen Land enttäuscht. Wir möchten daher mit dieser Übersicht die häufig an uns gestellten Fragen beantworten und einordnen.
Warum hat die Bergische Diakonie den Kooperationsvertrag mit den Pechpfoten gekündigt?
Die Entscheidung beruht auf drei wesentlichen Gründen: Wir sehen erstens keine Kontinuität für eine belastbare soziale Teilhabe und dauerhafte Inklusion. Zweitens gibt es keine ausreichende Verbindlichkeit für den Arbeitsumfang im Rahmen unserer tagesstrukturierenden Maßnahmen. Und Drittens hat die Bergische Diakonie vor allem auch eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren zum Teil schwer psychisch erkrankten Bewohnern. Was heißt das genau? Ein verlässlicher und stabiler Schutzraum in ihrem direkten Umfeld ist für sie elementar. Damit Gestaltung und Teilhabe mit unseren Klienten gelingen kann, braucht es verbindliche Tagesstrukturen, feste Rhythmen und eine enge professionelle Begleitung im Alltag.
Wir arbeiten in der Diakonie und im Sozialtherapeutischen Verbund mit höchster Professionalität und sehr viel persönlichem Einsatz daran, inklusive Gestaltungs- und Teilhabekonzepte für unsere Klienten zu schaffen. Jeder Mensch soll ganz natürlich im Sozialraum dazugehören und mitmachen. Dazu braucht es verbindliche Tagesstrukturen, feste Rhythmen und eine enge professionelle Begleitung im Alltag. Wie das gehen kann, zeigen wir beispielsweise in unserer Bäckerei, der Schreinerei, oder auch dem Atelier und im Bereich der Gartenpflege.
Klar ist nun: In der notwendigen Form kann der Pechpfoten e.V. das mit seinen ehrenamtlichen Helfern nicht ermöglichen. Denn das Interesse der Tierschützer gilt in erster Linie und verständlicherweise der Sorge um das Tierwohl. Klar ist allerdings auch: die Bergische Diakonie hat einen anderen Auftrag. Wir brauchen hier – und das machen auch die gesetzlichen Vorgaben sehr deutlich, an die wir uns zu halten haben – eine klare Verbindlichkeit.
Warum hüllt sich die Bergische Diakonie in Schweigen und sucht nicht den Dialog?
Das ist nicht korrekt. Wir haben in den vergangenen Jahren und Monaten sehr eng und intensiv den Dialog gesucht. Denn auch wir haben wir waren von der initialen Idee des Tierschutzzentrums überzeugt. Wir wollten daher gemeinsam mit den Pechpfoten alles möglich machen, um das Projekt zu realisieren. Es hat sich jedoch im Laufe der Gespräche auch deutlich gezeigt, dass sich die Interessen eines Tierschutzvereins und einer Diakonie, die vor allem das Wohl ihrer Klienten im Auge haben muss, wie geschildert nicht vereinbaren lassen. Daher mussten wir – so schwer es uns fällt dies zu sagen – den Kooperationsvertrag aufkündigen. Wir verstehen, das diese Entscheidung für viele Menschen in der Region enttäuschend ist und sehr emotionale Reaktionen hervorruft. Klar ist allerdings auch, wir haben jederzeit den Kontakt mit den Pechpfoten gesucht und unsere Position in den gemeinsamen Gesprächen sehr klar deutlich gemacht. Wir finden diesen Weg auch weiterhin richtig, um eine praktikable Lösung zu finden, wie die geplante Kooperation rückabgewickelt werden kann. Wir sind überzeugt, das geht nur im direkten Dialog und nicht über öffentliche Diskussionen mit zum Teil falschen Stellungnahmen und emotionalen Anwürfen.
Ist die Bergische Diakonie gegen Tiere und Tierschutz?
Nein. Wir arbeiten bereits in vielen Bereichen mit tiergestützten Angeboten, auch mit (Therapie)Hunden. Viele Mitarbeitende bringen ihre Hunde mit zur Arbeit und wir unterhalten Ziegen- und Eselgehege, um nur einige Beispiele zu nennen. Für unsere Klient:innen ist das eine Bereicherung. Aber, und das ist wichtig, in all diesen Fällen ist die Arbeit mit Tieren fest in den Alltag der Bewohner:innen integriert, es ist Teil ihres Sozialraums.
Natürlich brauchen Tiere die Hingabe und Liebe von uns Menschen. Deshalb ist die Arbeit von Menschen im Tierschutz so wichtig und wertvoll. Richtig ist aber auch, dass die Bergische Diakonie eine andere zentrale Aufgabe als der Tierschutz hat. Wenn Menschenwohl und Tierwohl an einem Ort nicht zu vereinen sind, dann muss sich die Bergische Diakonie für das Menschenwohl entscheiden. Das mag hart klingen – und die Entscheidung war auch für uns sehr schwer. Aber: Unser Auftrag und Antrieb gilt gerade in der Eingliederungshilfe unseren zum Teil psychisch schwer erkrankten Klienten. Wir haben dazu für sie in Aprath einen stabilen Schutzraum geschaffen. Für die schutzbedürftigen Tiere haben wir es in der Hand, einen anderen Ort zu suchen. Für unsere schutzbedürftigen Menschen nicht.
Wurde der Kooperationsvertrag nur gekündigt, weil der neue Vorstand nicht hinter der Entscheidung seines Vorgängers steht?
Nein. Es handelte sich nicht um die Entscheidung einer einzelnen Person. Und ehrlich gesagt: So arbeiten wir nicht. Sie wurde gemeinschaftlich getragen: von den Vorstandskollegen, Pfarrer Jörg Hohlweger und Björn Neßler, dem Aufsichtsrat sowie den betroffenen Mitarbeitenden aus den direkten Arbeitsbereichen. Maßgeblich war dabei auch die Einschätzung unserer Fach-Kolleg:innen aus der Eingliederungshilfe, für die das Projekt letztendlich zu einem Risikofaktor geworden ist. Unter den Kolleg:innen waren mit der Zeit mehr und mehr berechtigte Sorgen und Bedenken gewachsen. Denn sie müssen das Menschenwohl vor das Tierwohl stellen. Diese Sorgen haben wir in intensiven Gesprächen ernst genommen. Sie haben dann bei der Entscheidung eine maßgebliche Rolle gespielt.
Will sich die Bergische Diakonie mit Hilfe der Pechpfoten bereichern, die mit viel Geld und ehrenamtlichen Helfern das Haus auf dem Gelände saniert haben?
Nein, das war nie und ist nicht unsere Absicht. Wir sehen mit großer Bewunderung das Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer, die ihre Zeit und Energie in das Projekt gesteckt haben. Daher begrüßen wir auch das Mediationsverfahren, um für den entstandenen Aufwand und die geleistete Arbeit eine faire wie gütliche Einigung zu finden. Wir hätten uns auch sehr eine andere Lösung gewünscht. Doch klar ist auch, der Auftrag der Bergischen Diakonie und der Auftrag eines Tierschutzvereins sind auf dem Gelände der Bergischen Diakonie nicht zu vereinbaren.