Neues Projekt in Wuppertal: Alle(s) nur normal

Gefördert durch die Aktion Mensch können die Sozialpsychiatrischen Zentren in Wuppertal ein neues Projekt in der Präventionsarbeit über psychische Erkrankungen aufbauen.

Drei Mitarbeiterinnen aus verschiedenen psychiatrischen Arbeitsfeldern der SPZs und den Ambulant Betreuten Wohnen werden in den nächsten drei Jahren gemeinsam mit Betroffenen und Angehörigen ein Konzept entwickeln und ein besonderes Team auf die Beine stellen. Das Projekt hat zum Ziel, über psychische Erkrankungen aufzuklären, Scham und Verschweigen zu verhindern, Chancen der Genesung aufzuzeigen und Hoffnung zu vermitteln. 

Worum geht es in „Alle (s) nur normal“?

Die Idee für dieses innovative Projekt, in dem Menschen mit Psychiatrieerfahrungen und Angehörige ihr persönliches Erfahrungswissen als Expertenwissen in Schulen, bei Bildungsträgern und in Unternehmen  zur Verfügung stellen, ist aus dem Projekt „Wir sind keine Familiengeheimnisse“ entstanden. In Schulen hatten psychisch erkrankte Menschen als Experten aus Erfahrung  mit Schüler*Innen über seelische Erkrankungen gesprochen. Sie stellten einen Ausschnitt ihrer eigenen Lebensgeschichte zur Verfügung, um daran deutlich zu machen, wie psychische Erkrankung entstehen kann und welche Gefahren und Chancen es gibt. Ein Tabu-Thema wurde gebrochen.

Psychisch erkrankte Menschen leiden häufig unter erheblichen Beeinträchtigungen in ihren alltäglichen Lebensbezügen. Gerade im beruflichen Alltag werden die krankheitsbedingten Probleme oft aus Angst vor Diskriminierung und Jobverlust verheimlicht. Hinzukommt, dass Stigmatisierung und Tabuisierung in der öffentlichen Wahrnehmung als zusätzliche Belastungen von Betroffenen erlebt werden. Ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.

„Genau hier setzt „ Alle (s) nur normal“ an, ein Projekt, das mit und für psychiatrieerfahrene Menschen entwickelt wird“, erklärt Sandra Borghardt (Rehabilitationspädagogin), die zweite Projektleiterin.

Die Besonderheit des Projektes besteht darin, dass es die Experten in eigener Sache stärkt und einen Perspektivwechsel erfahrbar macht: sie werden vom Ratsuchenden zum/r Berater*in.

Ziel ist es, innerhalb von 3 Jahren ein Team aus Menschen mit Psychiatrieerfahrung und Angehörigen zusammenzustellen, das gemeinsam mit der Projektleitung ein Konzept erarbeitet, das das Erfahrungswissen mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen kombiniert. Davon können nicht nur Arbeitnehmer*innen, Studierende, Auszubildende, Schüler*innen profitieren, sondern auch Betriebe, Unternehmen, Behörden, Schulen und Hochschulen.

Betroffene und Angehörige werden in dem 3- jährigen Projekt in ihrem Erfahrungswissen qualifiziert und lernen, in professioneller Weise in Unternehmen und Bildungsstätten von ihren persönlichen Erfahrungen zu berichten. „Dies sei schon immer ihre Herzensangelegenheit gewesen“, erzählt Nina Schreiner (Erzieherin). Sie ist im Moment die Dritte im Bunde des Teams und verfügt über eigene Psychiatrieerfahrung aufgrund ihrer Erkrankung.

Auch die Vertreter der Stadt Wuppertal, insbesondere Dr. Stefan Kühn (Sozialdezernent), Claudia Hembach (Psychiatriekoordination) und Sandra Heinen (Inklusionsbeauftragte) unterstützten das geplante Projekt, das bei den Sozialpsychiatrischen Zentren verankert sein wird, bereits im Vorfeld. „Gerade in Zeiten der Pandemie braucht es zukunftsweisende, auf Beteiligung von Betroffenen angelegte Konzepte, die Hoffnung machen“, kommentiert Stefan Kühn, der mit seiner Freude über die Förderung des Projekts nicht hinter dem Berg hält.

„Dem großen Ziel der UN-Behinderten Kommission  zur Umsetzung der Inklusion und auch der gleichberechtigten Bildung von Menschen mit Behinderung  rücken wir damit ein Stückchen näher“, schwärmt Sandra Heinen, die Inklusionsbeauftrage der Stadt Wuppertal. 

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